Das war mal wieder typisch. Erst wurde man herbeordert und dann sitzengelassen! Die SMS war gerade erst auf seinem Handy eingetroffen, aber eigentlich hatte Daemon nur darauf gewartet. Seinem Dad sah es ähnlich ein Treffen zu organisieren und dann aus irgendwelchen Gründen nicht zu erscheinen. Meistens nutze er seinen Job als Ausrede, entweder war ihm ein Termin dazwischengekommen, oder er hatte so viel Stress, dass ihm der Kopf ganz woanders stand - die Worte seines Vaters, nicht von Daemon. Seit sie nach Chamber Hills gezogen waren passierten Szenarien wie diese in regelmäßigen Abständen. Unter anderen Umständen wäre Daemon einfach wieder abgehauen, aber nun hatte er auf einem Freitagabend schon alle weiteren Aktivitäten abgesagt. Seine Freunde waren alle auf eine Party außerhalb von Chamber Hills gefahren und der Fahrtweg war zu lang um jetzt noch nachzufahren.
Mit einer Laune, die die Hölle zufrieren würde, stopfte er das Handy zurück in seine Hosentasche, schnappte sich die Schuhe vom Tresen und schlenderte Richtung Bahn Nummer 6. Eigentlich hatte Daemon nicht gedacht, dass seine Laune noch weiter sinken konnte, doch da erblickte er einen roten Haarschopf, welcher bereits bei Bahn Nummer 6 stand. Augenblicklich krampften sich seine Hände zusammen und sein Kiefer spannte sich schmerzhaft an. Meinte sein Dad das wirklich ernst?! Erst bestellte er ihn hier her, dann ließ er ihn sitzen und noch dazu mir ihr? Gings noch? Sein Dad wusste ganz genau, dass Daemon Catheriné nicht ausstehen konnte! Er hatte die Vorstellung von einer 'neuen Schwester' von Anfang an gehasst. Niemand, aber auch wirklich niemand, konnte seine Zwillingsschwester Danielle ersetzen. Sie war ein Teil von ihm gewesen! Und dann hatte irgendein betrunkener Mistkerl sie ihm weggenommen. Er sprach so gut wie nie über sie, nicht einmal mit seinem Dad. Der einzige der wusste was passiert war, der überhaupt wusste, dass es Danielle gegeben hatte, war sein bester Freund. Aber nicht Catheriné. Wenn es nach ihm ging würde sie niemals von Danielle erfahren. Schlimm genug, dass sie wusste, dass seine Mum bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, mehr private Einblicke brauchte sie nun wirklich nicht bekommen.
Den Blick stur geradeaus gerichtet steuerte er die Bahn an und lies die Schuhe auf den Boden fallen. "Hallo", presste er ungehalten hervor ohne seine Stiefschwester anzusehen. Dann lies er sich auf die Bank nieder uns wechselte seine Schuhe. Nachdem er damit fertig war blickte er wieder hoch und bemerkte, dass Catheriné sich umblickte. "Sie kommen nicht, sie haben Abgesagt. Bleiben nur noch wir beide", lies er sie wissen. Ihr Blick verkündete Überraschung. Echt jetzt? Sie war wirklich überrascht? "Sag nicht, dass überrascht dich? Das hättest du dir doch denken können.", spottete er mit abfälligem Grinsen. Amüsiert schüttelte er den Kopf und machte sich daran, ihre Namen in den Computer einzugeben. "Ladys first", grinste er provozierend und deutete Richtung Bahn.